Entwicklungshilfe aus erster Hand miterleben


Am 13.Dezember 2019 besuchte Frau Constanze Bär unsere Schule und informierte die Klassen 7c und 7d kompetent über das Leben im Entwicklungsland Tansania. Frau Bär selbst hat ein halbes Jahr in Tansania gelebt und beim Aufbau der karitativen St.-Clare-Clinic in Mwanza durch den Pfarrer und Arzt Dr. Thomas Brei mitgeholfen. Sie erzählte sehr lebendig über ihr Leben und ihre Arbeit dort und gab den Schülern tiefe Einblicke in die Lebensumstände dort. Als weiße Europäerin fiel sie natürlich überall auf. Für viele Menschen in Tansania war sie die erste Weiße, mit der die Tansanier direkt Kontakt hatten. Dennoch wurde sie von ihrer Gastfamilie sehr herzlich aufgenommen und so durfte sie sehr viele interessante Erfahrungen machen, die sie als Mensch sehr geprägt haben.


Auch unsere Schüler staunten über die teils deutlichen Unterschiede im Leben in Tansania im Vergleich zu dem in Deutschland. Frau Bär stellte unter anderem fest:


• Die Familien sind in Tansania Großfamilien. Mehrere Generationen und ganze Verwandtschaften leben dort zusammen. Die Frauen haben sehr viele Kinder und innerhalb der Familie unterstützt man sich gegenseitig. Schwere Krankheiten wie die Malaria oder auch HIV/AIDS sind dort ebenso alltäglich wie die hohe Kindersterblichkeit. Die Frauen sind nicht gleichberechtigt.


• Außerhalb der Familie gibt es ziemlich wenig Solidarität. Jeder schaut, dass er selbst irgendwie durchkommt. Hilfe für Nachbarn oder die Gemeinschaft ist deutlich seltener als bei uns.


• Menschen in Tansania haben ein ganz anderes Verständnis von Zeit, Arbeitseinstellung und Verlässlichkeit als wir. Terminabsprachen werden sehr großzügig ausgelegt und auch, wenn jemand mit seiner Arbeit begonnen hat, bedeutet das noch nicht, dass er sie auch zuverlässig durchführt. Vielleicht ist die Arbeit in der Familie gerade wichtiger. Dies erschwert die Entwicklungsarbeit deutlich.


• Das ganz andere Verständnis von Verantwortung für die Gemeinschaft zeigt sich auch bei der Sauberkeit und beim Umweltschutz. Auf Recycling und sachgerechte Entsorgung wird viel zu wenig Wert gelegt. Viel Müll wird einfach in der Natur entsorgt, eventuell auch einfach verbrannt. Die Fahrzeuge sind oft abenteuerlich alt und entsprechend umweltschädlich. Dennoch ist der ökologische Fußabdruck der Tansanier viel geringer als der von uns Europäern, weil wir einfach deutlich mehr verbrauchen als die Menschen in Tansania.

 

Interessant waren Frau Bärs Informationen über die Schule in Wasso sowie die St.-Clare-Clinic in Mwanza, die einen guten Einblick in die vielen Schwierigkeiten der Entwicklungshilfe gaben.

Die Klassen 7c und 7d fragten auch, wie wir als Schüler den Menschen in Tansania helfen können. Frau Bär überraschte mit einer unerwarteten Empfehlung: „Engagiert euch bei den Sternsingern!“ Etwa ein Drittel der für den Aufbau des karitativen Krankenhauses in Mwanza dringend benötigten Spenden kommt von den Sternsingern! Aber auch Offenheit und das wirkliche Interesse an unserem Nachbarkontinent Afrika sind für die Menschen dort sehr wichtig. Nur so kann man mit viel Engagement und Ausdauer die Lebenssituation der Menschen in Tansania verbessern und ihnen bei einer Entwicklung in eine lebenswerte Zukunft helfen.

 

Thomas Winkler

 

entwicklungshilfe