Idealismus zahlt sich nicht aus
Die Realschullehrer sind noch nicht geimpft – zumindest nicht im Landkreis Traunstein

Lehrer sind Idealisten und tragen vieles mit, was ihnen auferlegt wird:

  • Maskenpflicht im Schulhaus – Maskenverweigerer seitens der Schüler müssen toleriert werden.
  • Distanz-, Präsenz-, Wechselunterricht mit nahezu wöchentlichen neuen Bestimmungen und Hygienekonzepten
  • Digitalisierung mit all seinen Facetten – Onlinebeschulung mit Material, Videokonferenzen, Hypridunterricht alles im Schnelldurchlauf aus dem Boden gestampft; beibringen muss man sich das entweder mit zusätzlichen Online-Fortbildungen oder gleich selbst
  • Verpflichtung, zum Durchführen von Schnelltests mit der gesamten Klasse – Schüler bzw. Eltern dürfen sich gegen die Tests wehren, dürfen dann jedoch nicht in die Schule kommen. Dass sie aber bei Prüfungen ohne Test und vielleicht auch noch ohne Maske anwesend sind, muss hingenommen werden.
  • Unterricht mit Mindestabstand, aber trotzdem volle Räume: Die CO2-Ampeln zeigen, dass die Luft in einer Klasse sehr schnell verbraucht ist. Das Virus hält sich nicht an die Abstände!!

Wir Lehrer stehen an vorderster Stelle, leider nicht bei der Impfung. Von uns ist noch niemand geimpft, der in seiner Funktion als Lehrer an der Reihe war. Die wenigen Ausnahmen haben andere Gründe wie Mitgliedschaft bei der Feuerwehr usw.

Wir gehören zu Stufe 3 bei der Priorisierung. Es gibt viele Berufsgruppen oder Personen, die diese Impfungen tatsächlich nötiger als wir haben. Wir akzeptieren das und suchen uns auch keine "Hintertürchen", denn schließlich geht es um Werte wie Ehrlichkeit, Akzeptanz und Rücksichtnahme, die wir den Schüler beibringen wollen und auch selbst vorleben.

Leider erfahren wir täglich, wie um uns herum Personen geimpft werden, weil sie irgendwelche "Sonderbedingungen" erwerben: z. B. 20Jährige, die im Homeoffice bei Firmen arbeiten, die medizinische Produkte produzieren oder alleine im Büro sitzen; Personen, die mit pflegedürftigen verwandt sind, die 400 Kilometer weit weg wohnen und die sie schon seit Monaten nicht mehr besucht haben. Sicher kennt jeder Beispiele aus dem eigenen Umfeld.

Es ist verständlich, dass jeder schaut, wie er möglichst unbeschadet durch diese Krise kommt. Aber wo bleiben die Werte und welche Werte lebt man den Kindern und Jugendlichen vor, wenn man nicht ehrlich ist oder sich so egoistisch verhält?

Nun komme ich zum eigentlichen Thema:
Sollen wir Lehrer uns weiterhin aus Idealismus geduldig hintenanstellen?
Sollen wir unehrlich sein und den Impfbogen zu unseren Gunsten ausfüllen, indem wir Bedingungen erfinden, damit wir früher an der Reihe sind?
Oder sollte man endlich einmal akzeptieren, dass die Impfung auch für uns notwendig ist und dass wir nun endlich an der Reihe sind?

Christine Branz, ZwRSKin